Wer nichts weiß, muss alles essen
Mit ihrem Verein Land schafft Leben holen Hannes Royer und Maria Fanninger österreichische Lebensmittel vor den Vorhang. Das Ziel: Die Herstellung heimischer Lebensmittel sowie deren Wirkung auf den eigenen Körper und die Umwelt realistisch darstellen und so bewussten Konsum fördern.
Während die Themen Kochen und Ernährung als Lifestyletrend immer mehr an Bedeutung gewinnen, beschränkt sich die Beschaffung der Nahrungsmittel meist auf einen schnellen Gang in den Supermarkt. Woher die Produkte kommen und wie sie hergestellt werden, ist vielen nicht bewusst. „Konsumentscheidungen werden hauptsächlich über den Preis getroffen, der tatsächliche Bezug zum Lebensmittel fehlt den meisten Menschen.“ Das wurde Hannes Royer und Maria Fanninger klar, als sie 2012 in Schladming einen Bauernladen eröffnet haben. Tatenlos zuzusehen, wie das Bewusstsein für heimische Lebensmittel langsam verloren geht, war für die beiden keine Option – die Idee für den Verein Land schafft Leben war geboren. „Wir wollen zeigen, wie und von wem unsere Lebensmittel produziert werden und wie sie sich auf Mensch, Tier und Umwelt auswirken“, so der Bio-Bergbauer und die Unternehmerin. Dabei wird die gesamte Wertschöpfungskette beleuchtet – vom landwirtschaftlichen Betrieb über die Verarbeitung, hin zu Gastronomie und Handel bis auf unsere Teller.
Realität statt Werbung oder Skandalisierung
Land schafft Leben berichtet transparent und neutral, das liegt Hannes Royer besonders am Herzen: „Die meisten von uns haben ein verzerrtes Bild von der Landwirtschaft – Während uns die Werbung eine märchenhafte Bauernhofidylle vorgaukelt, skandalisieren einige Berichterstattungen. Die Realität liegt aber zwischen diesen Extremen.“ Deshalb möchte Land schafft Leben den Konsumentinnen und Konsumenten all jene Informationen zur Verfügung stellen, die sie brauchen, um bewusste und ihren eigenen Werten entsprechende Kaufentscheidungen zu treffen und so mitbestimmen zu können, wie unsere Lebensmittel in Zukunft hergestellt werden. „Denn jeder Griff ins Regal ist ein Produktionsauftrag“, sagt Maria Fanninger. „Es wird nämlich nur das nachgeschlichtet, was vorher herausgenommen wurde.“
Lebensmittelwissen auf allen Kanälen
Mittlerweile hat Land schafft Leben 23 österreichische Lebensmittel genauestens recherchiert und in Form von Bild, Text, Grafik und Video auf landschafftleben.at aufbereitet. Dort finden sich außerdem detaillierte Berichte zu aktuellen Themen aus der Welt der Lebensmittel. Diesen Sommer wurde beispielsweise der Report „Landwirtschaft, Ernährung und Klima“ veröffentlicht – eine in Österreich einzigartige, umfangreiche Sammlung an Zahlen, Daten und Fakten, die den Blick auf Zusammenhänge in unserem Ernährungssystem und damit einhergehende Zielkonflikte lenkt.
Auch über Social Media, zahlreiche Medienkooperationen sowie Vorträge wird geballtes Wissen von A wie Artenvielfalt bis Z wie Zucker aufgetischt. Eine besonders große Rolle spielt außerdem der Podcast „Wer nichts weiß, muss alles essen“, mit dem Land schafft Leben beim diesjährigen Ö3 Podcast-Award den ersten Platz belegt hat. Jede Woche sprechen Hannes Royer und Maria Fanninger mit spannenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft und geben Einblicke hinter die Kulissen unseres Lebensmittelsystems. Auch der gleichnamige Newsletter bereitet wöchentlich wissenswerte Fakten kompakt auf und setzt aktuelle Entwicklungen im Lebensmittelbereich in Kontext.
Konsumieren will gelernt sein
Weil Bewusstseinsbildung schon im Kindesalter beginnt, ist Land schafft Leben auch im Bildungsbereich tätig. „Ein Grundwissen über Lebensmittel ist genauso wichtig wie Lesen, Schreiben und Rechnen“, ist Maria Fanninger überzeugt. Deshalb stellt der Verein im Zuge der österreichweiten Bildungsinitiative „Lebensmittelschwerpunkt“ methodisch-didaktisch aufbereitetes Unterrichtsmaterial kostenlos zur Verfügung, um Lebensmittelwissen, Ernährungsbildung und Konsumkompetenz in die Klassenzimmer zu bringen. In der „Akademie für bewussten Lebensmittelkonsum“ werden Interessierte aus dem Bildungsbereich durch Fort- und Weiterbildungen dabei unterstützt, den Konsumentinnen und Konsumenten von morgen die vielfältige Welt unserer Lebensmittel näherzubringen.
NEUGIERIG GEWORDEN?